Eigentlich hatte ich für diese fies süßen Fladen, die ein wenig so aussehen, als sei ein LKW drübergefahren, nicht allzu viel übrig. Neben der fast schon bedenklichen Süße und dem opulenten Fettgehalt fällt eigentlich nur der Zimtgeschmack auf. Tatsächlich kam aber alles ganz anders. Es gab eine Zeit, da war ich mächtig verliebt in Hamburg. In diese wahnsinnig tolle Stadt am Wasser mit all ihrer Eleganz, schicken Stadtteilen und großartigen kulinarischen Möglichkeiten. Wahrscheinlich war das so, weil es eine Frau gab, in die ich mindestens genauso verliebt war. Wir hatten eine wahrlich tolle Zeit, die ich in meinem Leben niemals missen möchte. Wie das so geht im Leben, ziehen irgendwann Gewitterwolken auf und wenn es blöd läuft, war es das mit der Liebe. So auch bei uns. Im Spätherbst unserer Beziehung, als die Gewitterwolken immer bedrohlicher wurden, brachte ich meine Herzensdame morgens zur Arbeit. Auf dem Weg dahin kehrten wir beim Bäcker ein und kauften ein belegtes Brötchen für mich und ein Franzbrötchen für sie. Wir vertauschten unabsichtlich die Tüten und ich fuhr mit Franzbrötchen im Gepäck Richtung Heimat. An der nächsten Ampel beabsichtigte ich in mein Brötchen zu beißen, aber es befand sich ja lediglich dieses pappsüße klebrige Ding in meiner Brötchentüte. Auf der Rückfahrt machte ich aus nostalgischen Gründen immer einen Schlenker durch die Hafencity. Dieses Mal hielt ich an, stieg aus und setzte mich ans Wasser und mümmelte mein Franzbrötchen. Fortan war ich verliebt in diese Dinger und jedes Mal, wenn ich danach diesen Geschmack auf der Zunge hatte, musste ich an diesen kurzen, wundervollen Moment denken.
Vor kurzem stieß ich auf dieses Rezept. Es war eine Frage der Ehre, es unmittelbar danach auch auszuprobieren.
- 500 ml Schlagsahne
- 250 ml Milch
- 4 Eier
- 50 g Zucker
- 1 großes Franzbrötchen (ca. 130 g)
Sahne, Milch und Zucker in einen Topf geben, Franzbrötchen kleinschneiden, zum Sahne-Milch-Mix geben und vorsichtig aufkochen, vom Herd ziehen, anschließend fein pürieren (Mixstab oder Thermomix)
Die Eier mind. 3 Minuten aufschlagen (ich habe dies in der Küchenmaschine getan), dann die heiße Brötchenplempe langsam zugeben und vermischen. Anschließend für eine Stunde in den Kühlschrank geben und danach in der Eismaschine für ca. 60-70 Minuten gefrieren lassen. In eine Schüssel umfüllen und in den Gefrierschrank stellen. Vor dem Servieren mind. 20 Minuten antauen lassen.
Und auch wenn die Beziehung schlussendlich dem Gewitter zum Opfer gefallen ist, waren es 10 wunderschöne Jahre. Ich habe so viel erleben, lernen und erfahren dürfen und bin so dankbar für diese Zeit, die mich nachhaltig verändert hat und die aus mir doch einen Menschen gemacht hat, der mit sich und seinem Leben im Reinen ist. Du warst für mich eine ganz besondere Frau und das Tollste ist: Du bist es auch heute noch, wenn auch auf einer anderen Ebene.
Danke, Britta!
Lange nichts von dir gehört bzw.gesehen. Das liest sich gut das Rezept. Die Story der Vergangenheit erweckt bei mir sehr viele Parallelen.
Wilhelm aus Varrel.
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Hallo Gero, schöne Geschichte! Danke, dass du uns daran teilhaben lässt und natütlich für das Teilen des Rezeptes. Was für eine Idee, aus einem Franzbrötchen ein Eis zu kreieren. Muss ich unbedingt ausprobieren.
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